Schadstoffe im Bauwesen
Polychlorierte Biphenyle
Allgemeine Strukturformel der polychlorierten Biphenyle
Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind giftige und Krebs auslösende chemische Chlorverbindungen, die bis in die 1980er Jahre vor allem in Transformatoren, elektrischen Kondensatoren, in Hydraulikanlagen als Hydraulikflüssigkeit, sowie als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln und als Flammschutz auf Holz- oder Holzfaserplatten verwendet wurden.
Verwendung (Primärquellen)
Geschlossene Systeme
Besondere Vorsicht ist bei alten Kondensatoren, u.a. in Leuchtstoffröhren-Leuchten, Waschmaschinen, Wäscheschleudern und anderen älteren Geräten mit Kondensatormotor sowie industriellen Anlagen zur Blindstromkompensation geboten.
Offene Systeme
sind frei ausgasbare Produkte ohne Kapselung. PCBs sind z. B. in Weichmachern, Fugendichtmassen, Flammschutzmitteln auf Holz- und Deckenpaneelen, Holzfaserplatten etc. vorhanden.
Sekundärquellen
Durch das Ausdünsten von PCB-haltiger Gase aus Primärquellen werden Raumoberflächen aber auch Mobiliar durch PCB-haltige Stäube beaufschlagt. Das Gas dringt in Poren ein und wird von Kunstoffen aufgenommen. In Folge der variierenden Dampfdrücke kommt es zu einem ständigen Wechselspiel - Ausgasung und Sorption - von Primär und Sekundärquellen. Die Sekundärquellen stellen anhand ihrer relativ großen Oberflächen einen hohen Anteil der in Räume ausdünstende PCB-Anteile dar. Daher sind zur Herstellung des Sanierungserfolgs auch die Primärquellen in Sanierungsmaßnahmen zu berücksichtigen.
Auswirkungen auf den Menschen, Gesundheitsgefahren
Neben chronischen toxischen Wirkungen (Chlorakne, Haarausfall und Hyperpigmentierungen) stehen PCBs auch in Verdacht, Krebs erregend zu sein. Außerdem kann die körperliche und geistige Entwicklung durch PCB verzögert werden.
Sie stehen in Verdacht, endokrine Disruptoren zu sein, die hormonell wirken und für Unfruchtbarkeit bei Männern und männlichen Tieren, Hodenhochstand sowie für andere hormonell bedingte Erkrankungen verantwortlich sein könnten.
Als Folge von Havarien und unsachgemäßem Abfallmanagement haben sich PCBs in der Nahrungskette angereichert und können sogar in Fischen in der Antarktis, in Muttermilch und menschlichem Fettgewebe nachgewiesen werden.
Aufgrund ihrer Fettlöslichkeit werden PCBs auch bei bloßem Hautkontakt mit ihnen vom Körper aufgenommen. Defekte Kondensatoren oder Kontaminationen können anhand des fruchtigen Geruchs identifiziert werden - Öle auf Basis von Kohlenwasserstoffen riechen dagegen kaum.
Grenzwerte
toxikologisch begründeter Gefahrenwert | 200 ng/m³ für Aufenthalt weniger als 7 Stunden 70 ng/m³ für Aufenthalt mehr als 7 Stunden |
toxikologisch begründeter Raumluftvorsorgewert | 20 ng/m³ für Aufenthalt weniger als 7 Stunden 10 ng/m³ für Aufenthalt mehr als 7 Stunden |
Literaturangabe/ Quelle | Toxikologische Bewertung polychlorierter Biphenyle (PCB) bei inhalativer Aufnahme, Studie des Landesumweltamtes NRW, 2002 |
momentan gültige Raumluft-Interventionswerte für Innenräume | 3.000 ng/m³ In einigen Bundesländern wird dieser Wert auf die Aufenthaltsdauer umgerechnet, d.h. 9.000 ng/m³ für Schulen und Arbeitsplätze |
momentan gültige Raumluft-Vorsorgewerte für Innenräume | 300 ng/m³ In einigen Bundesländern wird dieser Wert auf die Aufenthaltsdauer umgerechnet, d.h. 900 ng/m³ für Schulen und Arbeitsplätze |
Luftgrenzwert für Schwangere | Der Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) hat im Jahr 2002 empfohlen, für schwangere Arbeitnehmerinnen den Vorsorgewert von 300 ng/m³ (bezogen auf 24 Stunden) einzuhalten. |
Grenzwert für Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse | Materialien, die mehr als 50 mg PCB/kg enthalten, dürfen nur in einer hierfür zugelassenen Anlage entsorgt werden. |
PCB-Richtlinie
Die PCB-Richtlinie kennt zwei Grenzwerte für PCB: den Vorsorge- und den Grenzwert (300 bzw. 3000 ng/m³ Raumluft). Daneben gibt es Höchstmengen für das Vorkommen von PCB in Lebensmitteln; sie sind in der sog. Schadstoff-Höchstmengenverordnung aufgeführt.
- Räume mit über 3000 ng/m³ müssen sofort saniert werden.
- In Räumen mit über 300 ng/m³ ist nach Möglichkeit der Grund der Belastung zu beseitigen, der Raum sollte möglichst gut gelüftet werden, um die Konzentration so gering wie möglich zu halten.