Schadstoffe im Bauwesen
Formaldehyd (HCHO)
Strukturformel
Formaldehyd gehört zu den chemischen Verbindungen der Aldehyde.
Vorkommen
In der Natur kommt Formaldehyd zum Beispiel in Säugetierzellen als Stoffwechselzwischenprodukt vor. Im Menschen werden auf diese Weise pro Tag etwa 50 Gramm gebildet und wieder verstoffwechselt. Weiterhin entsteht Formaldehyd auch bei der Photooxidation in der Atmosphäre. Auch in Früchten wie Äpfeln oder Weintrauben kommt Formaldehyd natürlicherweise vor. Das gleiche gilt für Holz. Es diffundiert in geringen Mengen auch nach außen.
Formaldehyd entsteht in fast allen unvollständigen Verbrennungen. Außerdem bei der Kunststoffverarbeitung der sogenannten POM-Materialien als gasförmiges Nebenprodukt, wenn das Material verbrennt. Bei POM-Materialien ist der Formaldehydanteil bei der Verbrennung sehr hoch. (POM = Polyoximethylen)
Verwendungen - Produkte
Formaldehyd ist eine außerordentlich vielfältig eingesetzte Chemikalie, die in einer Fülle von Produkten des alltäglichen Gebrauchs enthalten ist. Als mögliche Formaldehydquellen kommen vor allem in Betracht:
- verleimte Produkte aus Holzwerkstoffen, Korkplatten und ähnlichen Materialien (formaldehydhaltige Kleber)
- Dämmstoffe und Ausschäummaterial (Formaldehyd-Harnstoff-Schäume)
- Anstrichstoffe, Farben, Lacke, Parkettsiegel (Formaldehyd im Konservierungs- oder Bindemittel)
- Glas- und Steinwolle, Fasermatten (formaldehydhaltige Bindemittel)
- Textilien und textile Bodenbeläge (Veredelung mit Harnstoff-Formaldehyd-Harzen)
- Reinigungs-, Pflege- und Desinfektionsmittel
- Kosmetika, z. B. Mundspülmittel oder Nagelhärter
- Tabakrauch
- Emissionen von Gasherden
Eigenschaften
Formaldehyd ist ein farbloser, stechend riechender Stoff, der bei Zimmertemperatur gasförmig vorliegt. Als Gas ist sein Geruch noch in Konzentrationen von 0,05-1 ml/m³ wahrnehmbar. Formaldehyd ist sehr gut in Wasser löslich. In wässriger Lösung bildet sich ein Aldehydhydrat, das Formalin genannt wird.
Auswirkungen auf den Menschen, Gesundheitsgefahren
Da Formaldehyd, wie alle Aldehyde, ist ein starkes Reduktionsmittel ist, wurde es früher zur Keimabtötung verwendet (Formalintabletten). Formaldehyd kann bei unsachgemäßer Anwendung Allergien, Haut-, Atemwegs- oder Augenreizungen verursachen. Eine Kanzerogenität (Krebs auslösende Wirkung) wird vermutet, in zahlreichen epidemiologischen Untersuchungen konnte jedoch kein erhöhtes Krebsrisiko festgestellt werden. Nach einer neuen Einschätzung des Berliner Bundesinstituts für Risikobewertung ist Formaldehyd krebsauslösend für den Menschen. Bisher ist die Chemikalie gemäß der EU-Richtlinie 67/548/EG, Anhang I nur als "möglicherweise Krebs erregend" (Kategorie 3) klassifiziert.
Weitere Risikofaktoren
- Gefahr der Hautresorption
- Gefahr der Sensibilisierung
- Giftig beim Einatmen
- Verschlucken und Berührung mit der Haut
- Möglichkeit irreversibler Schädigungen
- Möglichkeit von Allergien
- Möglichkeit von Kehlkopfschwellungen
- Möglichkeit von einem Lungenödem, einer Schädigung von Leber und Nieren
- Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich
- Verursachund von Verätzungen
- Wegen der Geruchsgewöhnung besteht selbst bei hohen Konzentrationen keine Warnwirkung
- Eine Fruchtschädigung braucht bei Einhaltung des Grenzwertes nicht befürchtet zu werde (TRGS 900)
Beispiel: Wirkung von Formaldehyd beim Menschen nach kurzfristiger Exposition
ppm | Erscheinung |
0,05 -1,0 | Geruchsschwelle |
0,01 -1,6 | Schwelle für Reizung der Augen |
0,08 -1,6 | Augen und Nase gereizt |
0,5 | Schwelle für Reizung der Kehle |
2-3 | Stechen in Nase, Augen und hinterem Pharynx |
4- 5 | für 30 Minuten erträglich, zunehmende Unbehagen und Tränenfluß |
10-20 | nach wenigen Minuten starker Tränenfluß, bis 1 Std. nach Exposition anhaltend, sofort Dyspnoe, Husten, Brenne in Nase, Kehle |
30 | Lebensgefahr, toxisches Lungenödem, Pneumonie
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Grenz- und Richtwerte
Artikel, die mehr als 0,05% (Kosmetikartikel), 0,15% (Textilien) und 0,1% ( Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel) Formaldehyd enthalten, müssen gekennzeichnet werden. Bei Holzwerkstoffen (Möbel u.a.) dürfen eine Grenzkonzentration von bis zu 0,1 ppm (=0,1 ml/m3) erzeugen (Emissionsklasse E1).
Der vom Bundesgesundheitsamt empfohlene Grenzwert für Formaldehyd in der Luft von Innenräumen ist 0,1 ppm. Der Richtwert des VDI (MIK-Wert) liegt für Dauerexpositionen bei 0,02 ppm und für Kurzzeitexposition bei 0,06 ppm. Grenzwerte für Formaldehyd in Innenräumen gibt es nicht, lediglich einen für Arbeitsplätze, MAK-Wert 0,5 ppm (=0,5 ml/m3 beziehungsweise 0,6 mg/m3) für die Luftkonzentration.